Schaltkreis Acht:
Schaltkreis Acht ist eine Idee von Werner Kiera und Michael von Wild sowie eine in „Wirklichkeit“ nicht existente, virtuelle Gruppe, deren vier Akteure zu je 50 Prozent aus den Gesichtern durch digitale Überblendung transformiert wurden; die Vorstellung dabei war, – zumindest in der Theorie – auch den letzten mystischen Schritt zu vollziehen; die Überwindung der eigenen Individualität.
Das Thema Raum und Zeit wurde im Ring des Nibelungen als Weltschöpfungsmythos und im Parsifal als Welterlösungsmythos aufgegriffen. Bei Parsifal ging es so weit, eine Verwandlung von Zeit in Raum zu denken.
Parsifal: Ich schreite kaum, doch wähn ich mich schon weit.“ Gurnemanz: „Du siehst, mein Sohn, zum Raum wird hier die Zeit.
Was den modernen Menschen ausmacht und weshalb man ihn als solchen bezeichnen kann, ist seine Fähigkeit, nicht nur im Raum, nicht nur in der Zeit, sondern in der ‚Dauer‘ zu sehen – oder, was dasselbe besagt, in der biologischen Raum-Zeit; daraus ergibt sich überdies, dass man nichts mehr auf andere Weise sehen kann – nichts – und vor allem nicht sich selbst. Damals haben wir mit unserer Inszenierung des Parsifal-Mythos 1996 diesen in die heutige Zeit überführt, weil wir denken, dass das Verständnis und die Schlussfolgerungen dieser „Geschichte“, die Analogien zu neuen Erkenntnissen der Quantenphysik aufweist, die von vernetzten Relationen zwischen Faktoren wie Teilchen, Wellen, Zeit, Bewusstsein, Unbewusstes, Individuum und Natur ausgeht.
Für den Einzelnen und die Gemeinschaft haben diese Erkenntnisse tiefgreifende und umwälzende Veränderungen auf unsere Auffassungen von Materie, Zeit, Raum, Ursache und Wirkung. Sie führen unweigerlich zu einem Denken in Synthese statt in Analyse, zur Integration statt zur Reduktion, zu Beziehungen statt zu Identitäten, zu dynamischem statt zu statischem Denken und zu universal statt zu regional wirksamen Kräften.
Durch die Beschäftigung mit elektronischer Musik, insbesondere mit Oscar Sala und Kraftwerk inspiriert, versuchten wir auch eine Verbindung zu schaffen, die durch die Inszenierung im Internet, dem Raum, der nur in der Zeit existiert, zu einem zeitadäquaten Erlebnis zu führen.
TonArt-Beispiel von 1996
Raum & Zeit-Remix-Projekt
Durch einen Spiegel-Artikel wurden wir auf Mr. Schröter und seine neue, wie es hieß, revolutionäre Sprachsynthese-Software aufmerksam, die er am New Yorker „AT&T-Labs“ entwickelt.
Wir haben Mr. Schröter unser Parsifal-Raum und Zeit-Zitat per E-Mail übermittelt. Mr. Schroeter hat sodann dieses Zitat in seine Sprachsynthese-Software eingegeben und hieraus ein Audiofile gerendert und uns per E-Mail (durch Raum und Zeit) zurückgesendet. Daraus haben wir dann unsere „Raum und Zeit-Endlosschleifen“ komponiert.
S8-Neuinszenierung 2024: Remix der Ideen gemeinsam mit Tobias Nedo
Ein Ton erscheint, ohne sich verändern zu wollen, und doch gibt es langsam eine Verschiebung. Zeitlos gibt die Musik dem visuellen Ablauf die Tiefe eines Raums, der zu Wellen einer endlosen Trance übergeleitet.
Perlend öffnet dieser den Raum und führt das Video zu einem dissoziierenden audiovisuellen Erlebnis. Zeitlos gibt die Musik dem visuellen Ablauf die Tiefe eines Raums, der zu Wellen einer endlosen Trance übergeleitet.